Die Eckenbrechtsche Kunstkammer findet sich in einer Reisebeschreibung des Giengener Predigers M. Simon Böckh, der 1654 eine Reise nach Norddeutschland machte, um Geld für den Wiederaufbau seiner Stadtkirche zu sammeln. Während seines mehrwöchigen Aufenthalts in Nürnberg besuchte er die dortige Kunstkammer und berichtete recht ausführlich darüber:

"In bemelter Stadt Nürnberg, hab ich auch unter anderm Herrn Phi-
lipps Eckenbrechts, Handelsmann, überaus schöne Kunst-Kammer gesehen,
in deren allerhandt Raritaeten von Meer-Schnecken-Muscheln, vielerley auch
Speleia id est Curiosa Naturae von allerhand seltzamen Thieren und Fischen, aller-
ley wunderliche Arten Gewehr, von Geschoß, Degen und Spießen, vielerly Gemählde,
unterschiedliche Instrumenta Musica, darunter auch zwey Orgel-Werck, deren das eine
überaus klein, so daß es ein Mann mitsambt den Blaß-Bälgen tragen kann und
sehr frisch gehet, das andere aber meistentheils von schwartzem Heben-Holtz gefer-
tiget und gemachet ist. Vornehmlichen aber ist darinnen zu sehen ein Modell
von einem Königlichen oder Fürstlichen Schloß, welches in der Mitte deß
Saals stehet und zimlich hoch ist. Dieses Schloß hat auch seynen Wall u. Gra-
ben, Thor und aufziehende Brücken, einen darbey stehenden Soldaten, inwen-
dig seyn Maur-Ställe mitsambt den Pferdten, darinnen seyn Keller,
nebst denen in schönster Ordnung daligenden Fässern, in welchen auch fremb-
der- und allerley ausländischer Wein ist. Es hat auch etliche Küchin, freye
unterschiedliche Zimmer, sambt allen darin gehörigen Sachen, in der Tafel-
Stuben seynd die Tisch und Taflen gedeckt, darauf Trünck-Geschürr,
Schüsslen, Saltz-Faß, Messer, Gablen, Löffel, alles von Silber, in den
Kammern stehen die Bettladen schön aufgebettet und um dieselbige
gar schöne Umhäng. In Summa: Es war in allen Zimmern zu finden, was in ein fürstliches
Schloß gehörig. Der schwedische General und Graf Carl Gustaphus Wrangel
hat wollen vor dieses Modell vierhundert Reichs-Thaler bezahlen, kurtz zu-
vor haben Ihro Churfürstl. Drchlt. von Trier solche Kunst-Kammer auch ge-
sehen, da hat einer von seynen bey sich habenden Herrn Geistlichen gefragt: Es
mangle diesem Hauß nur ein Ding, nehmlich das Tauben-Hauß, dem aber H.
Eckhenbrechts Tochter beantwortet: Ob seyne Ehrwürden nicht wisse was
man sonsten im Sprichwort sage? „Welcher will haben seyn Hauß gantz rein,
der laß keine Tauben und Pfaffen hinein.“ Mit welcher Antwort er auch, nolens
volens mußte zufrieden seyn. Es befinden sich sonsten auch noch viel andere schöne Sachen
darinnen, die man aber in so schneller Eil nicht alle observiren kann."

Hinweis und Transkription: Ulrich Stark, Giengen.
Falls jemand etwas über den Verbleib des Schloß-Modells weiß, bitte um Mitteilung.

Literatur:
STARK, Ulrich (2005): Simon Böckhs Reiseberichte. Seine Sammelreisen 1652 und 1654 (Ein Beitrag zur Stadtgeschichte von Giengen an der Brenz, Bd. 9).