Weitere Sammler / Sammlungen (alphabetisch geordnet - vergl. auch "Weitere Museen")
Das Blankische Naturalien-Cabinett zu Würzburg. Der Würzburger Minoritenpater und Naturforscher Prof. Bonavita Blank (1740 - 1827) legte im Minoritenkloster ein Naturalien-Kabinett an. Er erfand sog. "mosaische Kunststücke" (auch "Musivbilder" genannt); das sind aus Federn und anderen natürlichen Materialien zusammengeklebte Bilder. Die Sammlung gelangte 1804 an die Würzburger Universität. Bonavita Blank wirkte als Professor der Naturgeschichte an der Uni Würzburg und wurde zum Direktor der Sammlungen ernannt.
Die Kunstkammer der Regensburger Großeisen- und Gewerkenfamilie Dimpfel kann als Beispiel für eine bürgerliche Kunstkammer gelten. Für die reiche Gewerkenfamilie spielte die Repräsentation eine wichtige Rolle. Im Jahre 1668 stellt Joseph Arnold (mit Deckfarben auf Pergament) diese Kunst- und Wunderkammer dar. Die Kanonen und die Rüstung im Vordergrund verweisen auf den Eisenhandel der Familie Dimpfel.
In Nürnberg befand sich die "Eckebrechtsche Kunstkammer", die in einer Reisebeschreibung des Giengener Predigers M. Simon Böckh aus dem Jahr 1654 recht ausführlich beschrieben wird. Der Hinweis ist Herrn Ulrich Stark aus Giengen zu verdanken, dessen Transkription der Kunstkammerbeschreibung hier zu lesen ist.
Die Kunstkammer des Joseph Furt(t)enbach aus Ulm. Joseph Furt(t)enbach d. Ä. (1591 - 1667) war Architekt sowie Mathematiker, besaß ein Kunst- und Rüstkammer, ebenso einen Garten mit Grotten und Wasserspielen. Seine Kunstkammer enthielt u. a. eine umfangreiche Sammlung von Zeichnungen und Stichen berühmter Bauwerke sowie Modelle technischer Geräte und Bühnenapparate. Hier ein Portrait und eine Ansicht des Hauses.
In Den Haag bestand das Naturalienkabinett der Catharina Sirtema van Grovestins. Aus dem Jahr 1756 stammt diese lavierte Federzeichung von Daniel Marot: "Cabinet de Madam de Grovestijn à laHaye" (Gemeentearchief Den Haag).
Nachtrag zu den Habsburgern: Der Gemahl der Kaiserin Maria Theresia, Kaiser Franz Stephan I. von Lothringen unterstützte und förderte die (Natur)wissenschaften und erfreute sich an seinen umfangreichen Sammlungen. Mit dem Ankauf der Kollektionen des Ritters von Baillou legte er 1748 den Grundstock zu den naturhistorischen Museen in Wien.
Das Gemälde von Jakob Kohl und Franz Messmer aus dem Jahr 1773 (heute im Naturhist. Museum Wien) zeigt den Kaiser mit seinen Mitarbeitern in den Sammlungssräumen in der Hofburg. Von links nach rechts: Van Swieten, Ritter von Baillou, Valentin Duval, Abbé Marcy.
Rund hundert Jahre vorher stellte Edward Brown die Kaiserliche Bibliothek und Raritätenkammer auf einem Kupferstich in seinem Reisebuch dar.
Joachim Albrecht Graf von Hohenlohe-Kirchberg (1619 - 1675) trat 1642 die Herrschaft über Hohenlohe-Langenburg an, und wählte später Kirchberg an der Jagst als neue Residenz. Im Turm des Schlosses richtete er ein Kunstkabinett ein. 1675 fiel der Besitz des unverheirateten Grafen an seinen Bruder Heinrich Friedrich (1624 - 1699), der die Sammlungen weiter ausbaute und 1684 eigenhändig inventarisierte. Literatur siehe: PANTER, A. (Hrg.) (1995): Hohenlohe / Das Kirchberger Kunstkabinett im 17. Jahrhundert.- Sigmaringen (Jan Thorbecke Verlag), 147 S.
Claude du Molinet (1620 - 1687) war ein gelehrter Kanoniker in der Abtei Sainte Geneviève zu Paris. Offiziell betreute er die KLosterbibliothek. Zusätzlich war er bemüht, ein Raritätenkabinett aufzubauen. In einem Raum neben der Bibliothek enthielt ein kaminartiger Aufbau allerlei Raritäten, an den Wänden zeigten Bilder die Portraits französischen Könige. Hier sein Portrait. Sein Buch über die Sammlung in Sainte Geneviève kam erst 1692 - nach seinem Ableben heraus: "Le cabinet de la bibliothèque de Sainte-Geneviève, divisé en deux parties. Paris (Antoine Dezallier)". 1989 erschien in Paris ein Ausstellungsführer: "Le Cabinet de curiosités de la Bibliotheque Sainte-Geneviève des origines à nos jours" (183 S.).
Die Schatzkammer des Grafen Nádasdy (1622 - 1671):
Im Jahr 1665 erwarb Graf Franz Nádasdy die Herrschaft und das Schloß Pottendorf (heute im westl. Niederösterreich). Er zählte zu den gebildetsten und reichsten Männern seiner Zeit in Ungarn. Seine Gemahlin war Anna Juliana Gräfin von Esterházy, die Tochter des Fürsten Nikolaus von Esterházy. Nádasdys Besitzungen in Österreich und Ungarn (u.a. Sarvar) waren zahlreich.
Auf Schloß Pottendorf ging der an Kunst und Wissenschaften interessierte Graf seinen Neigungen nach. Dies bewiesen seine Gemäldesammlung und Rüstkammer. Seine Bibliothek enthielt kostbare Handschriften und Kupferstiche. Nádasdy richtete 1668 eine eigene Buchdruckerei ein und verlegte die sog. "Pottendorfer Drucke". Reichhaltig war seine Schatzkammer, wie Inventarlisten aus der Zeit belegen. In prächtigen, oft intarsierten Kästen und Truhen verwahrte er Gefäße aus Bergkristall, Karneol, Jaspis, Achat, Alabaster, Topas, Lapis-Lazuli und Serpentin. Nicht zu vergessen sind wertvolle Pietre-Dure-Arbeiten aus Florenz sowie geschnittene Straußeneier, Elfenbein-, Bein- und Schildpattarbeiten, Muscheln, Perlmutt, Korallen und exotische Früchte. Kostbare Gold- und Silberschmiedearbeiten, edler Schmuck und eine Sammlung antiker Münzen werden genannt.
Graf Nádasdy, Hauptbeteiligter der vereitelten Verschwörung ungarischer Magnaten gegen Kaiser Leopold I., wurde 1671 in Wien verurteilt und enthauptet. All seine Besitzungen und sein Vermögen wurden konfisziert. Die Sammlungsstücke, Kunstschätze, Bilder, usw. fielen an die kaiserliche Schatzkammer, aber auch an Paul Esterházy.
Der Kabinettschrank in der Apotheke "Zum Rothen Krebs" in Wien.
Die Apotheke der Familie Pauli befand sich im Bereich des Hohen Marktes in Wien. Sie hatte im Laufe der Geschichte verschiedene Standorte und liegt heute im Haus Lichtensteg 4. Der bedeutende Architekturzeichner und -stecher Salomon Kleiner (1700 - 1761) fertigte eine Folge aquarellierter Ansichten des Inneren der Apotheke an (1751, Christophori de Pauli Pharmacopoei Camera Materialium), die heute im Paul-Getty-Museum, Santa Monica, aufbewahrt werden. Darunter ist auch ein Wunderkammer-Kabinettschrank mit allerlei Sammelstücken dargestellt.
Man vergl. diese Webseiten oder jene.
In Nürnberg existierte das "Praunsche Kabinett" (1616 bis Anfang 19. Jh.) des Kaufmanns Paulus II. Praun (1548-1616). Dieser hatte von seinem Vater eine Kunstkammer mit vorzüglichen Kunstwerken geerbt. Zusätzlich bereicherte er die Sammlung um zahlreiche altdeutsche und italienische Gemälde des 16. Jahrhunderts. Teile dieser Sammlung werden heute in Museen in Berlin, Budapest (Museum der Schönen Künste), Dresden, Kopenhagen, London, Los Angeles, München, Nürnberg (Germanisches Nationalmuseum), Paris und Washington, D.C. aufbewahrt. Besten Dank an Herrn Ulrich Stark aus Giengen für den Hinweis!
Kunst- und Naturalienkammer des Christoph Weickmann (1617 - 1681): Im Ulmer Museum wird die Kunst- und Naturalienkammer, das sogenannte "Weikmannianum", des Ulmer Patriziers und Handelsherrn Christoph Weickmann aufbewahrt, mit exotischen Raritäten und seltene Kult- und Gebrauchsgegenständen aus Afrika.
Kunstkammer des Joachim Enzmilner Grafen von Windhaag (1600 - 1678) auf Schloß Windhaag, Oberösterreich.
Der Graf hatte auch andere Sammlungen, wie jene des Christoph Adam Fernberger aufgekauft. Ein Kupferstich aus der "Topographia Windhagiana" 1656 (bzw. 2. Aufl. 1673) zeigt die Kunstkammer. (Man vergl. den Katalog "Adel im Wandel" (1990, S. 466-467). Neben zahlreichen Kunstgegenständen und Münzen wurden auch exotische Naturalien gesammelt. Das Schloß existiert nicht mehr, denn die Tochter des Grafen ließ es zerstören und aus dem Baumaterial ein Kloster errichten. Nur wenige Stücke sind noch nachweisbar, etwa der Sessel aus den Knochen des Elefanten Kaiser Maximilians II. (1554), der sich heute im Stift Kremsmünster befindet.